Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne schienen durch die Sträucher und Bäume als sich die kleine Gruppe von wilden Gestalten leise ihren Weg durch das Unterholz bahnte. Langsam und mit vorsichtigen Schritten bewegten sie sich stumm auf den Waldrand zu. Im Schutze eines Entwässerungsgrabens gab die Anführerin der Gruppe ein Zeichen sich zu sammeln.
„Wir warten hier bis die Sonne weg ist und dann machen wir es wie gestern. Wir gehen über das Förderband rein. Bis zum Zwischenlager, dann links und bis nach oben. Sobald wir oben sind, erst sichern, dann aufbauen. Falls wieder was dazwischen kommen sollte, gehen wir direkt über die Ostflanke runter und machen erst dann den Schwenk nach Norden. Sammeln im Schloss. Alles klar?“
Alle nickten stumm.
Während die Anführerin ihren schweren Rucksack ab setzte, schaute sie über ihre Schulter und ihr Blick wanderte die geraden und riesigen Hänge nach oben.
Es hatte länger gedauert als erwartet, den Zaun zu überwinden. Und so war es inzwischen vollkommen dunkel, als sich die kleine Gruppe daran machte, ihren mühsamen Aufstieg zu beginnen. Das spärliche Licht der Sterne verwandelte die kahlen Hänge und weiten Flächen der Abraumhalde in eine gespenstische Wüste. Nur der leise Wind und das Knirschen des Schuttes unter den Stiefeln erfüllte die Stille. Mit dem schweren Gepäck dauerte der Marsch bis nach oben mehr als eine Stunde. Als die Gruppe endlich das Gipfelplateau erreicht hatte, winkte die Anführerin alle zusammen.
„Wir bauen die Antenne heute etwas weiter drüben auf. Jeder geht auf seinen Posten und meldet wenn er etwas sieht. Kein Funk, nur Lichtzeichen. Ich hoffe heuten haben wir Glück. Und nun los.“
Leise verteilte sich die Gruppe in alle Richtungen und verschwand in der Dunkelheit. Nur die Anführerin und ein älterer Mann blieben zurück und fingen an ihre Rucksäcke auszupacken.
Es dauerte eine gute Stunde bis sie die Antenne aufgestellt hatten. Die Ausrichtung, Verkabelung und Einstellung hatte mehr Zeit ein Anspruch genommen als geplant. Sichtlich nervös schaute sich die Anführerin um und auf ihre Uhr.
„Na dann los.“
Mit einer kleinen Bewegung legte sie den Kippschalter um und nahm das Mikrofon.
„Hier ist Nadine Tapping. Wir sind Überlebende. Ich rufe alle die mich hören können. Kommen.“
Rauschen.
„Hier ist Nadine Tapping. Kann mich jemand empfangen. Kommen.“
Rauschen.
Langsam und vorsichtig drehte die Anführerin den Einstellknopf.
Ein Knacken.
Wie zu Eis erstarrt schaut sie ihrem Begleiter fragend an. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er zurück. Er hatte es also auch gehört. Hastig nahm sie weitere Einstellung vor, nahm das Mikro und drückte erneut die Sprechtaste.
„Hier ist Nadine Tapping. Wir sind Überlebende. Auf Position Fünef Zwo Komma Drei Zwo Null Nord und Eins Eins Komma Sieben Null Null Ost. Kann mich jemand hören. Kommen.“
Ihr Puls raste.
Rauschen.
„hier Zita* könn* * schlecht aufneh* bit* wiederh* *ommen“
Rauschen.
Tränen schossen ihr in die Augen als sie die Einstellungen nochmal anpasste und das Mikrofon langsam zum Mund führe.
„Hier ist Nadine Tapping. Unsere Position ist Fünef Zwo Komma Drei Zwo Null Nord, Eins Eins Komma Sieben Null Null Ost. Nördlich von Magdeburg. Wir sind Überlebende der Gruppe Lindenwald. Kommen.“
Rauschen.
„Scheiße das ist nicht wahr oder. Sie sind mehr als hundert Kilometer entfernt. Hier ist Sascha Knauer von der Widerstandszelle Zitadelle in Berlin. Sie sind der erste Kontakt außerhalb von Berlin. Bleiben Sie dran. Ich hole den Lieutenant.“
———————-
Es war kurz vor Mitternacht am 27. April 2022 als es einem Funktrupp der Gruppe von Überlebender aus dem Colbitzer Lindenwald nach wochenlangen Versuchen erstmals gelang, eine Funkverbindung nach Berlin herzustellen.
Diese Nacht markierte für die bisher nur informelle Widerstandsgruppe einen Wendepunkt. Es war nicht nur der erste Kontakt zu einer größeren Gruppe von Überlebenden. Es war auch der Beweis, dass es einen organisierten Widerstand gab.
Mit der Hilfe aus Berlin entwickelte sich die Gruppe aus Lindenwald zu einer eigenen Widerstandszelle. Nach einem verheerenden Angriff auf die Basis im Colbitzer Lindenwald, bei der die Gruppe ihren Commander verlor, fand sie schließlich eine neue Heimat auf einem alten sowjetischen Militärgelände. Logistischer und personeller Unterstützung aus Berlin sei Dank, ist die neue Basis – die Echo Base – zu einem sicheren Hafen geworden.
Der große Durchbruch gelang, als die Echo Base es schaffe, das Störsignal zu durchdringen und eine Funkverbindung zu Horizon herzustellen. Eine Verbindung zu der Stimme, welche im Frühjahr den Keim des Widerstandes gesäte hatte und von der bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, wo es diese Stimme immer noch gab.
Die Geschichte der Echo Base ist ein zentraler Plotstrang, welcher auf den kommenden Veranstaltungen fortgeschrieben wird.
Wie wird sich diese ehemals kleine Widerstandsgruppe weiter entwickeln? Wird man alleine überleben können? Wie läuft die Kooperation mit Berlin? Und was hat die Echo Base als Gegenleistung zu bieten? Welche Rolle wird die Basis im globalen Widerstand spielen?
Die Geschichte wird weitergehen.
Euer P.R.I.M. GameTeam